Aktive Volksdemokratie Jabberwocky
Immer und überall hört man zur Zeit Negatives über die schwarzen Spendengelder der großen Volksparteien. Manche Zeitgenossen versteigen sich dabei leider sogar in die irrige Annahme, die Entgegennahme solcher geheimen Spenden, zum Beispiel durch Alt- und Rekord-Kanzler Dr. Helmut Kohl, sei nicht nur ein Verstoß gegen geltende Gesetze, sondern würde auch größte Zweifel an der Echtheit der Demokratie in der Bundesrepublik Deutschland aufkommen lassen. Natürlich bereichern sich unserer Volksvertreter nicht an diesen anonymen Spenden. Das haben sie ja auch nicht nötig, da sie ihren schwerverdienten Lohn selbst bestimmen und ihn in weiser Voraussicht so hoch halten, daß sie gar nicht erst in Gefahr geraten in den Ruch der Bestechlichkeit zu kommen. Nein, das hat nichts mit Korruption zu tun, solche Gelder werden keinesfalls eigennützig angenommen: Man tut das für das gesamte Volk, für jeden einzelnen von uns. Geldkoffer-Tourismus ist aktive Volksdemokratie! Stand es in unserer Kohl-Demokratie nicht wirklich jedermann frei, ein Geldköfferchen zu packen und es dem Herrn Regierungschef oder seinen Parteigenossen bei Gelegenheit in die dankbar geöffneten Hände zu legen? Dafür gab es dann zumindest ein Ehrenwort und das berauschende Gefühl eine gute Tat vollbracht zu haben. Wer keinen Geldkoffer hatte, brauchte trotzdem nicht traurig sein: Auch Sachgeschenke werden gerne und dankbar angenommen. Besonders geschätzt sind dabei offensichtlich Flugreisen und Urlaube, aber auch Automobile und die Übernahme der Spesen bei Familienfeiern. Diese Möglichkeit der politischen Einflußnahme durch die Bürger ist zweifellos nicht nur demokratisch, es handelt sich sogar um eine besonders direkte Form der Demokratie. Im demokratischen Ausland sah das übrigens genau so: Wäre denn sonst Präsident Mitterand eigens mit einem millionenschweren Köfferchen aus Paris nach Bonn zur Regierungspartei CDU aufgebrochen, um dort etwas Landschaftspflege für den französischen Mineralölkonzern Elf Aquitaine zu betreiben? Und war diese Reise nicht ein voller Erfolg?
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